20.04.22

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Es geht immer um Vernetzung

Der Mehrwert des Abends liegt darin, dass Unternehmer und Unternehmerinnen die Prinzipien vermittelt bekommen, wie Sie Ihr Unternehmen kooperationsstiftend neu ausrichten können.

Schon Corona und jetzt auch die Ukrainekrise zeigen die Herausforderung global vernetzter Wirtschaftsprozesse, Lieferketten und Abhängigkeiten. Auf diese neuen Einflussfaktoren müssen Unternehmen und auch Standorte Antworten finden, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Dr. Friedrich Glauner führt Sie am 04. Mai am Campus Schwarzwald im Rahmen des Veranstaltungsformates „Schwarzwandel“ in die „Naturprinzipien zukunftsfähigen Wirtschaftens“ ein und liefert relevante Inhalte sowie Lösungsansätze für Unternehmen und Kommunen.

 

Was sich genau hinter diesem komplexen Thema verbirgt und was Sie an diesem Abend für sich mitnehmen können, verrät er uns vorab im Interview zusammen mit Stefan Bogenrieder, Geschäftsführer Campus Schwarzwald und Franziska Hoferer, Wirtschaftsförderung Freudenstadt.

 

Herr Bogenrieder, was bezweckt der Campus Schwarzwald mit dem Veranstaltungsformat „Schwarzwandel“ und wer ist die Zielgruppe für den 04. Mai? 

 

Stefan Bogenrieder: „Die Eventreihe Schwarzwandel, besteht aus zwei Begriffen: Schwarzwald und Wandel. Wir sehen den Wandel sowohl in der Nachhaltigkeit aber auch in der Digitalisierung der Unternehmen in der Region. Wir wollen mit dem Format neue Themen und Gesichter in den Schwarzwald bringen und mit den Firmen in einen Austausch kommen, um neue Impulse liefern zu können. Am 04. Mai sprechen wir zum einen die Unternehmen, die regionalen und überregionalen Kommunen, die Gesellschaft und unsere jungen Studierenden direkt an. Denn uns ist es wichtig diese heterogenen Zielgruppen zusammen zu bringen und unsere Werte, für die wir als Campus Schwarzwald in der Region stehen, zu vermitteln. Denn diese Werte sind zukünftig, insbesondere vor dem Hintergrund dieser doch sehr volatilen Welt, für alle immens wichtig.“

 

Herr Dr. Glauner, wie fügt sich Ihr Beitrag in die Zielsetzung des Campus Schwarzwald ein?

 

Dr. Friedrich Glauner: „Wenn wir von Nachhaltigkeit und Digitalisierung sprechen geht es immer auch um das Thema der Vernetzung. Sowohl für Unternehmen als auch für Regionen und Kommunen liegen hier große Chancen. Und hier müssen wir anfangen, neue Wege zu gehen, da uns die Welt im Moment zeigt, dass unsere alten Strukturen etwa in den bisherigen Lieferketten so nicht mehr fortgeführt werden können. Am 04. Mai soll darüber gesprochen werden, wie Kooperationen und Netzwerkstrukturen so ausgestaltet werden können, dass sie zu Ressourcenschöpfungen führen, die alle Netzwerkpartner gleichermaßen stärken. Solche Ressourcenschöpfungsprozesse spielen eine zentrale Rolle bei den Unternehmen und bestimmen darüber, wie sie sich zukunftsfähig ausrichten können und werden. Das betrifft einerseits die finanzielle Ausstattung und andererseits, und da kommen wir zurück zudem was der Campus Schwarzwald möchte, die Digitalisierungsformen und Ressourcen wie z.B. der Mensch und dessen Fähigkeiten innovative Beiträge für die Stärkung sowohl des eigenen Unternehmens als auch des gesamten Netzwerkes beizusteuern.

 

Herr Glauner, wie unterscheidet sich Ihr Ansatz der Prinzipien ressourcenschöpfender Geschäftspraktiken von anderen?

 

Dr. Friedrich Glauner: „In der Betrachtungs- und Herangehensweise. Unternehmen sind lebende Systeme, die von der Natur lernen können. Wenn wir die Natur betrachten, ist sie ein Prozess, in dem es um vielfältigste und kleinteiligste Rückkopplungsstrukturen geht, die so organisiert sind, dass alle davon profitieren. Dabei schöpfen intakte Ökosysteme in jedem Zyklus mehr und neue Ressourcen als genutzt und verbraucht werden. Von diesem Überschuss lebt das ganze System, und zwar so, dass es auch die einzelnen Elemente des Systems – also auch die einzelnen, vielfältigen Unternehmen in ihrer Existenz befördert. Diese Betrachtungsweise ist der Schlüssel für regional zu entwickelnde Mehrwertkreisläufe.

Wenn wir kommunale Interessen und unterschiedlichste bürgerliche Interessen, im Sinne des Gemeinwohls, aber auch ganz konkrete unternehmerische Interessen, in neue Kooperationsstrukturen verketten, wird man erleben, wie ressourcenschöpfend diese Mehrwertkreisläufe für alle Parteien sind. Egal ob ein Innovationsführer wie das Unternehmen Schmalz, das auf dem Podium vertreten sein wird, oder viele kleinteilige Unternehmen wie Bäckereien, Metzgereien, landwirtschaftliche sowie kommunale Betriebe in Freudenstadt, jeder wird davon leben können.“

 

Welchen Mehrwert und Benefit nehmen die TeilnehmerInnen für sich oder Ihr Unternehmen mit?

 

Dr. Friedrich Glauner: „Der Mehrwert des Abends liegt darin, dass Unternehmer und Unternehmerinnen die Prinzipien vermittelt bekommen, wie Sie Ihr Unternehmen kooperationsstiftend neu ausrichten können. Es gilt, anhand vieler Beispiele die auf dem ausgewählten Podium gemeinsam mit Oberbürgermeister Julian Osswald, Geschäftsführer Dr. Kurt Schmalz, Prof. Robert Schulz, Professor für Intralogistik an der Universität Stuttgart und Leiter des Amtes für Stadtentwicklung, Rudolf Müller diskutiert werden, zu zeigen, dass es neue Wege gibt, in denen die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung und ressourcenschöpfende Vernetzung praktisch umsetzbar werden. Die Diskussion wird konkret darauf eingehen was man zukünftig machen kann und Ansätze aufzeigen, was andere UnternehmerInnen bisher bereits tun.“

 

Herr Bogenrieder, was war das Augenmerk für Sie bei der Zusammenstellung des Podiums?

 

Stefan Bogenrieder: „Wir als Campus wollen das Thema Nachhaltigkeit im Rahmen der Digitalisierung befeuern. Und da gibt es natürlich die Verbindung zwischen Kommunen und Wirtschaft. Ganz wichtig ist die Wechselwirkung, denn Digitalisierung kann nur nachhaltig stattfinden und Nachhaltigkeit kann nur mit Digitalisierung stattfinden. Dieses Thema hat insbesondere bei der J. Schmalz GmbH aus Glatten einen hohen Stellenwert. Aber auch durch die Unterstützung des Campus zeigt die Region und insbesondere die Stadt, wie wichtig Ihnen das Thema ist.“

 

Thema VUCA (volatil, unsicher, komplex, ambivalent) Welt, warum ist dieser Abend so wichtig für die Region?

 

Da durch die Krisen der vergangenen Jahre, ob es die Pandemie war, der Ukraine-Krieg ist oder die mit dem Krieg verbundene Situationen sind, wie Materialmangel und Lieferengpässe, ist das Thema ressourcenschonende Mehrwertkreislaufketten ein hoch interessantes und wichtiges Thema. Am Abend wird auch konkret von Situationen gesprochen, die ich mit den (Kooperations-) Unternehmen aktuell bespreche bzw. die Unternehmen mir zuwerfen. Obwohl die Firmen volle Auftragsbücher verzeichnen, sind sie meist nicht in der Lage, zu liefern, Rechnungen zu stellen und somit zukünftig weiter die Löhne zu bezahlen. Wir haben hier eine kontroverse Situation - der Markt ist da, aber das Material fehlt.“

 

Dr. Friedrich Glauner: Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass die Lieferketten und die wirtschaftlichen Verhältnisse sowie die Globalisierung erst durch Corona und jetzt durch die Ukraine-Krise, einen massiven Schlag bekommen haben. Diese Marktsituation nötigt die Unternehmen, sich auch langfristig neu zu orientieren.

Wir sollten verstehen, dass wir mehr in eine regionale Stärkung einsteigen müssen. Und dazu gehört für mich auch, die Stadtgesellschaft mit einzubinden.“

 

Die Stadt Freudenstadt geht mit gutem Beispiel voraus. So wurde seit 2015 das Netzwerk der Kreativwirtschaft verstärkt aufgebaut und damit neue, überregionale Kooperationsstrukturen geschaffen. 2022 hat sich aus dieser Vernetzung der Verein WERK.STADT.SCHWARZWALD gegründet, welcher seine Kooperation nun öffentlich sichtbar machen möchte. Was genau wird hier geplant? 

 

Franziska Hoferer: „Nachdem die Entscheidung feststand, dass sich die Kreativschaffenden nicht nur im Netzwerk austauschen wollen, sondern zeigen wollen was sie können und ins Machen kommen möchten, stand die Frage im Raum, wie sie sich am besten präsentieren? Hier hat sich sehr schnell ein Potpourri aus vielen kreativen Ansätzen entwickelt. So entstand das Konzept zum Venusblick. Die in der Mitte des berühmten Marktplatzes aufgestellte Statue wird mit einem begehbaren Gerüst umschlossen und ermöglicht es den Besuchern, auf Höhe der Venus einen Blick über die Stadt und den Schwarzwald zu genießen. Da die Venusstatue an die Zerstörung und den Wiederaufbau der Stadt erinnert, symbolisiert sie den Aufbruch in eine neue Zeit. Mit der Installation wird das Motto des „Perspektivwechsels“ verdeutlicht. Das Ziel der Installation Venusblick und des Vereins WERK.STADT.SCHWARZWALD ist es, ein Umdenken in den Köpfen, das Aufbrechen alter Strukturen und Eingehen neuer Kooperationen und Zusammenschlüsse zu schaffen.“

 

Nun sprechen Sie mit diesem Thema insbesondere die Ebene der ManagerInnen, Fach- und Führungskräfte an. Warum aber finden Sie, dass insbesondere die junge Generation von Ihrem Ansatz profitiert?

 

Dr. Friedrich Glauner: „Wenn wir über Nachhaltigkeit und Digitalisierung reden, bleibt häufig ein zentraler Aspekt unbeachtet, welcher insbesondere für regionale Mehrwertketten wichtig ist, nämlich junge Menschen und deren vielfältige Fähigkeiten. Bei der Digitalisierung konzentrieren wir uns häufig auf die sog. High Potentials, die IT-Beauftragten oder die Programmierer. Aber letztendlich profitieren wir in der Region auch von den Menschen, und zwar nachhaltig von den Menschen, die vielleicht nicht IT-affin sind oder die nichts mit Digitalisierung zu tun haben. Auch Sie sind aber für einen intakten regionalen Mehrwertkreislauf notwendig, da Sie Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzen, die wir in der Region benötigen. Genau hier müssen wir mit einem interessanten Netzwerkmanagement ansetzen. Denn regional verankerte Mehrwertketten leben davon, die Fähigkeiten von jungen Menschen zu aktivieren, bzw. zu fördern. Denn aus solch einer Förderung kann eine Region ihre unterschiedlichsten Bedürfnisse befriedigen sowie Fähigkeiten entwickeln, welche hinterher wieder auf die Nachhaltigkeit und die Digitalisierung einfließen.

Das heißt, wir müssen einen Schritt komplexer denken, da sich die Weltlagen im Moment so drastisch verändern, wie wir es jeden Tag in den Nachrichten sehen.“

 

Stefan Bogenrieder: „Für den Campus Schwarzwald ist es wichtig, dass wir nicht mehr in Cluster wie Maschinenbau, Informationstechnik oder Elektrotechnik denken. Das muss zukünftig eins werden und jeder Teilnehmer sollte den anderen verstehen. Da spielen die MitarbeiterInnen in den Firmen und Kommunen eine ganz wesentliche Rolle. Und hier liegt der Ansatz am Campus Schwarzwald, wir wollen die Expertisen in dieser digitalen Welt gebündelt und zielorientiert zusammenführen, um die immer größer werdende Komplexität aufzubrechen und Verständnis schaffen.“

 

Hier geht's zum Vortrag. 

 

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